Martins Rennbericht Platintour des Alpenbrevets
Das Swiss Cycling Alpenbrevet ist ein anspruchsvoller Radmarathon, der in mehreren Schwierigkeitsgraden angeboten wird – von Bronze bis Platin. Jede Tour startet (mit Ausnahme der Bronzetour) und endet in Andermatt und führt über eine unterschiedliche Anzahl von Alpenpässen.
Die Platintour des Alpenbrevets ist die längste und härteste Strecke und führt über die berühmten Alpenpässe Susten, Grimsel, Nufenen, Lukmanier und den Oberalppass.
Das Alpenbrevet wird nicht als Rennen gewertet. Daher hatte ich auch kein Platzierungsziel. Als Zielzeit erwartete ich ca. 13 – 14 h. Was nur eine Schätzung war, da ich vorher noch keine Strecke mit derselben Länge gefahren bin.
Verlauf der Platintour
Frühmorgens geht es bei Dunkelheit und nur 2° von Andermatt neutralisiert Richtung Wassen, bevor die Klettereien beginnen. Nach der kurzen, aber kalten Abfahrt kam erste Anstieg des Tages auf den Sustenpass sehr gelegen. Nach ein paar Minuten vertrieb die Wärme der Muskeln die Kälte des Morgens. Während sich die weiss/rote Lichterkette aus Fahrrädern den Susten hoch schlängelte, ging auch die Sonne auf und tauchte die ersten Berggipfel zuerst in leuchtend rotes Licht. Was wunderschön aussah. Der Susten ist zwar lang, aber so früh im Rennen noch kein Problem. Nach dem Gipfel ging es gleich in die schnelle Abfahrt nach Innertkirchen. Wobei ich wieder froh um die Handschuhe, Schlauch und Gilet war, die mich vor der Kälte bewahrten.
Nach einer kurzen Verpflegung ging es stetig weiter den Grimselpass hinauf. Vorbei an steilen Felswänden und den bekannten türkisfarbenen Stauseen. Die Beine drehten gut, so konnte ich auch das Panorama noch ein wenig geniessen. Die Abfahrt ins Wallis ist direkt in einen Steilhang eingebaut, über zahlreiche Serpentinen, die parallel übereinander gelagert sind, hat man einen wunderbaren Blick auf den Furkapass, der sich wie ein Spiegelbild ebenfalls gnadenlos emporhebt.
Im Wallis war es schon merklich wärmer als noch frühmorgens. An der Verpflegungsstation waren tollerweise schon Alphornbläser am Musizieren. Lange Zeit zum Verweilen blieb jedoch nicht und ich machte mich an den durchschnittlich 8.1 % steilen Aufstieg zum Nufenenpass. Die weite Aussicht aufs Rhonetal und die Berglandschaft entschädigten für den kräftezehrenden Aufstieg. Allerdings waren am Gipfel bereits 4000 hm absolviert und wir befanden uns auf über 2400 m ü.M., was auch meine Beine nicht ganz vergessen hatte.
Nach der Abfahrt nach Airolo formten sich schnell Fahrergrüppchen, welche den leicht abfallenden Weg bis Biasca gemeinsam zurücklegten. Dank guter Zusammenarbeit in der Gruppe erreichten wir zügig den Fuss des Lukmaniers. Mit 42 km der längste Anstieg des heutigen Tages. Immerhin ist er landschaftlich sehr abwechslungsreich. Nach etwa der Hälfte ging es aber eher im zäh dem Gipfel entgegen. Froh den Lukmanier endlich hinter mir zu haben, stürzte ich mich in die mit Galerien gesäumte Abfahrt nach Disentis im Kanton Graubünden.
Das einzige Hindernis das noch zwischen mir und dem Ziel in Andermatt stand war der Oberalppass. Die Auffahrt ist weder sehr lang noch steil und bietet immer wieder mal schöne Ausblicke ins Vorderrheintal. Aber nach den Strapazen des Tages ging es trotzdem nur noch mit einem gemächlichen Tempo hinauf. Die Sonne war mittlerweile wieder hinter den Berghängen verschwunden, daher wurde es schon deutlich kühler. Als der markante Leuchtturm, der symbolisch für die Quelle des Rheins steht, endlich in Sichtweite rückte, war ich erleichtert und froh es gleich geschafft zu haben. Nach der kurzen Abfahrt nach Andermatt genoss ich den Zieleinlauf und die Portion Pasta sehr.
Es war zwar ein langer Tag im Sattel und die Kräfte liessen gegen Ende spürbar nach, aber nach 13 h ist das für mich auch vollkommen nachvollziehbar. Die Streckenführung bot abwechslungsreiche Landschaften und immer wieder tolle Bergpanoramen, die von der eigenen Anstrengung ablenkten. Auch das Wetter spielte mit, am Morgen war es schon noch empfindlich kalt, aber es fiel den ganzen Tag kein Tropfen Regen und Hitze herrschte auch nicht. Für mich ist das Alpenbrevet ein sehr schönes Event und bin doch sehr zufrieden, diese Herausforderung gemeistert zu haben.
Statistik:
Platintour Alpenbrevet - 267 km / 6800 hm - Zeit: 13:00:17
Was für eine Fahrt! 🚴♂️🔥
267 Kilometer und 6.800 Höhenmeter – das war eine echte Prüfung für Körper und Kopf.
Grenzen verschoben, Schmerzen ausgehalten und am Ende mit einem riesigen Gefühl von Stolz und Dankbarkeit ins Ziel gerollt. 🙌
Manchmal zeigt sich erst auf solchen Touren, wozu man wirklich fähig ist. 💪✨ Herzliche Gratulation Martin und vielen Dank für den tollen Bericht.
(Daniela)